Soziale Taxonomie - eine Intiative der EU für eine Klassifizierung von Firmen bzüglich nachhaltigen und sozial verantwortlichen Aspekten im Hinblick auf Investorenentscheidungen - siehe Link: https://www.cric-online.org/.../827-soziale-taxonomie... regt den Widerspruch von Wettbewerbs-Hardlinern. Hierzu Gedanken von mir:
Es gibt Kosten, die die Allgemeinheit trägt, und dabei solche, die sofort anfallen und andere, die mit Verzögerung anfallen. Der Klimawandel ist z.B. ein Kostenfaktor, der verzögert - und dann u.U. unumkehrbar - eintritt. Es ist recht und billig, wenn Verursacher diese Kosten zum Zeitpunkt der Verursachung tragen - ein Grundprinzip der Marktwirtschaft. Nur dann bilden die Preise die wahren Kosten ab.
Diese Kosten in das System einzubringen ist nicht ganz einfach - aber notwendig, wenn man zum Ziel hat, dass die Nutznießer auch die Kosten zu tragen haben, d.h. wenn man will, dass diese Kosten nicht auf andere abgeladen werden - andere Generationen, Menschen, die keinen Einfluss auf die Kaufentscheidungen hier und heute nehmen können und damit keinen Einfluss darauf haben, durch Kaufentscheidungen Folgekosten zu vermeiden.
Nur wenn dieser leider etwas komplexe Zusammenhang im Marktgeschehen abgebildet wird, können die Regelungsprozesse, die sich daraus ergeben, das leisten, was freie Marktwirtschaft als Ziel proklamiert, nämlich, dass sich Kreativität und Unternehmertum zum Wohle aller - auch über Zeitepochen gesehen - entfaltet.
Das hat ökologische und soziale Aspekte.
Wenn ich ein Produkt kaufe, möchte ich sicher sein, dass damit keine anderen Menschen ungebührlich ausgebeutet werden, weil internationale Wirtschaftsstrukturen ihnen kein Gewicht im System geben. Wenn ich ein Produkt heute kaufe, will ich sicher sein, dass damit kein Ökosystem zerstört wird und unsere Vielfalt natürlicher Biodiversität verschwindet. Ich will nicht, dass hohe Lebensqualität zerstört wird, die u.a. darin besteht, dass mich morgens ein Vogel mit seinem Gesang begrüßt. Es ist ein Elend, dass die wunderschöne Flora der alpinen Blumenwiesen und die damit verbundene wunderschöne Insekten-Fauna, die ich als Kind und Jugendlicher liebte, von einer "modernen" Landwirtschaft beseitigt wurden. Dieser Verlust lässt sich nicht durch ein noch so Ps-starkes Auto oder ein noch so faszinierendes Computerspiel oder noch so tolle Schnittblumen aus Afrika ausgleichen. Es bleibt ein schmerzlicher Verlust!
Und natürlich will ich mein Geld defintiv nicht in Unternehmen investieren, deren Tun das zerstört, was mir im Leben wichtig ist und meinen ethischen Werten und meiner Verantwortung als Christ entspricht (https://www.bibleserver.com/LUT/Matth%C3%A4us25%2C31). Und das kann ich nur dann umsetzen, wenn ich erkennen kann, welche Werte die Unternehmen neben der Gewinnmaximierung nicht nur in Glanzprospekten versprechen, sondern tatsächlich auch umsetzen. Das ist zwingend notwendige Transparenz im Finanzmarkt, denn soziale und ökologische Verantwortung ist nicht eine "Sonderaufgabe" für Staat, NGO´s, Kirchen und Idealisten, sondern muss integraler Bestandteil unserer Wirtschaftordnung werden.
Unsere Wettbewerbsvorstellungen sind überholt. Was Darwin formulierte und zum Dogma der ungezügelten Marktwirtschaft wurde - das Primat des Stärkeren als Motor einer Entwicklung zum Wohle aller, hat sich längst überlebt. Ein Modellierer - Dirk Brockmann - zeigt in seinem Buch über "unsere komplexe Welt" auf, wie die Systematik der Evolution, der biologischen Entwicklung nicht primär auf Wettbewerb, sondern auf Kooperation und Symbiosen aufbaut. Das lässt sich über mathematische Modelle und viele Beispiele aus der Pflanzen- und Tierwelt schlüssig darstellen.