
Einführende Worte
von Uta Weik, Lindau
Sieh mich!
Ich sehe Dich.
Ich sehe Dein Gesicht,
ich sehe Deine Augen,
Deinen Blick.
Ich sehe Deine Befindlichkeit,
schaue nach Deinen Gefühlen.
Ich suche hinter Deinen Blick zu sehen,
in Deine Seele.
Ich sehe Deine Geschichte,
Deine Verletzungen,
Deine Wunden,
Deine Sehnsucht,
Deine Wünsche.
Oder sehe ich in Deinem Blick meine Wünsche und Sehnsüchte,
meine Träume und Gedanken?
Bist Du der Anlass für meine Gefühle,
zeigst Du mir meine Seele?
Sehe ich mich, wenn ich Dich sehe?
Du bist mein Gegenüber,
aber Du bist gleichzeitig auch mein hier und jetzt.
Ich erkenne mich, wenn ich von Dir gesehen werde…
Sieh mich! Dann seh ich mich selbst.
Sieh mich, dann sehe ich auch Dich.
Wenn wir uns sehen, dann haben wir eine direkte und innige Beziehung.
Aber nicht nur wir beide gegenüber,
nicht nur jeder, den wir ansehen,
auch der, an den wir denken oder
von dem wir hoffen, dass er an uns denkt…
und noch weiter, der, von dem wir hoffen, dass es ihn gibt…
das sind Gedanken, die uns spätestens hier an diesem Ort überkommen, wenn wir uns den Gedanken hingeben, die uns diese Blicke eingeben…
Sieh mich, Gott, wenn mich sonst niemand sieht oder keiner so in mich sieht, wie Du es kannst..
Was uns diese Gesichter, diese direkten Blicke zu empfinden veranlassen können!
So tief sind sie,
so direkt,
von so starker Wirkung.
Wir haben diese Intensität dem Können der Künstlerin Brigitta Loch zu verdanken.
Ihr gelingt es, das Wesentliche eines Gesichts darzustellen, ohne die Ablenkung durch Frisuren, Kopfbedeckungen oder Details der Umgebung, ohne kulturelle oder religiös begründete Zutaten oder Zugaben, ohne den veränderlichen Schnickschnack von Äußerlichkeiten…
Brigitta Loch beschränkt sich auf die zentralen Merkmale, auf das reine Gesicht.