Ein Mail an den Vizepräsidenten des EU-Parlaments Rainer Wieland vom 11.9.15:
Guten Tag Hr. Wieland
Der Fortschritt bei TTIP und Ceta und die Schiedsgerichte dort halte ich für den falschen Weg, auch wenn in dem Abkommen möglicherweise viele gute Ansätze stecken. Die Risiken, dass staatliche und demokratische Gestaltungsspielräume durch die Schiedsgerichtbarkeit faktisch erschwert oder ausgehebelt werden wiegt m.E. schwerer als mögliche Vorteile. Letztere ergeben sich per Saldo ja auch nur dann, wenn die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft gegenüber der Kanadischen überwiegt. Das wird im Bereich der landwirtschaftlichen Produkte vermutlich eher weniger der Fall sein, wenn wir mutig auf dem notwendigen Weg in Sachen Tierschutz und Ökologie weiter voranschreiten. Unsere ohnehin zu schwach ausgeprägte Verantwortung in Sachen Sozial- und Umweltethik wird wohl eher zurückgedrängt werden, als weiter entwickelt.
Wenn man sich vergegenwärtigt, wie stark die derzeitige Flüchtlingsproblematik auch mit dem rücksichtslosen Gewinnstreben der Industriestaaten in der s.g. 3 Welt zusammenhängt, (siehe Die Zeit vom 10.09.15 Seite 47), dann kommt diesen Aspekten mehr Bedeutung zu als nur das gute Gefühl zu finden ein guter Mensch zu sein. Nein, vom Gelingen einer sozialen, ökologischen und ökonomischen Verantwortung in einer zukunftsfähigen Balance hängt unsere eigene Zukunft ab. Unsere Zukunft sollten wir nicht auf dem Altar vermeintlicher kurzfristiger Vorteile auf Kosten Dritter verspielen.
Ich bitte Sie, diesen Aspekten sehr großes Gewicht beizumessen!
Ich hoffe und wünsche dass sich die EU trotz aller Schwierigkeiten zu einer belastbaren Gemeinschaft mit gemeinsamen Werten entwickelt - auch wenn es derzeit nicht nach raschen Fortschritten aussieht.
Herzlicher Gruß
Tilmann Wolf